Neurosensitivität – Hochsensibilität – HSP #2

Was ist Neurosensitivität, verfüge ich über dieses Merkmal und wie finde ich es heraus?

Worum geht es heute?

  • Die Geschichte der Hochsensibilität / Neurosensitivität
  • Differenzierung der Begriffe HSP, Hochsensibel, Hochsensitiv und Neurosensitivität
  • Was ist Neurosensitivität?
  • Wie finde ich heraus, ob ich über Neurosensitivität verfüge?

Die Geschichte der Hochsensibilität / Neurosensitivität

Immer schon in der Menschheitsgeschichte gab es Menschen mit besonders fein ausgeprägter Wahrnehmung. Diese Tatsache bringt aus evolutionsbiologischer Sicht auch viele Vorteile mit sich. So sicherten sensitive Menschen das Überleben, da sie möglicherweise Gefahren eher erkannten oder Veränderungen in der Gruppe oder Natur eher bemerkten als andere.

Als eine Pionierin in der Forschung zur Hochsensibilität muß an dieser Stelle die amerikanische Psychologin Dr. Elaine N. Aron genannt werden. Sie forschte und veröffentlichte zur Hochsensibilität als selbst Betroffene und prägte den Begriff der HSP: Highly Sensitiv Person (Abkürzung HSP). Ihr Buch „Sind Sie Hochsensibel?“ ist ein Standardwerk und enthält zudem detaillierte Informationen. So wurde der erste Meilenstein für die Aufmerksamkeit auf Hochsensibilität gelegt und zugleich verdeutlicht, daß es sich um ein Persönlichkeitsmerkmal mit ausgeprägter Wahrnehmungsfähigkeit handelt.

Weitere wissenschaftliche Studien folgten, eine der jüngsten ist die von Dr. Patrice Wyrsch. In seiner Dissertation forschte er zur Neurosensitivität im Unternehmenskontext.

Er formuliert aufschlußreich verschiedene Sensitivitätstypen und beleuchtet die jeweiligen Licht- und Schattenseiten der Neurosensitivität.

So können aus heutiger Sicht valide Aussagen zur Neurosensitivität getroffen werden. Zu dem von ihm entwickelten Sensitivitätstypen-Test kommen wir noch.

Differenzierung der Begriffe HSP, Hochsensibel, Hochsensitiv und Neurosensitivität

Die Abkürzung HSP wurde von Dr. Elaine N. Aron geprägt und steht für „Highly Sensitiv Person“.

Der Begriff Hochsensibel wird am häufigsten verwendet, für mein Verständnis jedoch wird „sensibel“ schnell mit einer Wertung verbunden. Sensibel = Empfindlich, Sensibelchen, Du bist empfindlich. Die Assoziationen sind tendenziell negativ.

Semantisch überzeugt mich viel mehr der Begriff der Hochsensitivität. Sensitivität deutet für mich eher in die ressourcenorientierte Richtung: ich nehme sensitiv wahr, also feinfühlig, gefühlvoll. Es deutet eher hin auf eine Eigenschaft, eine Fähigkeit.

Dazu kommt, daß Neurosensitivität (wurde 2015 von Prof. Dr. Michael Pluess eingeführt) der nach meinem Verständnis noch passendere Begriff ist, denn er verweist auf das zentrale Nervensystem, der Basis dieses Persönlichkeitsmerkmals. Daher schreibe ich ab hier ausschließlich von Neurosensitivität, damit sind ebenso die als Hochsensibel oder Hochsensitiv genannten Merkmale gemeint.

Was ist Neurosensitivität?

Zuallererst! Neurosensitivität ist weder eine psychische Störung oder gar Krankheit! Vielmehr handelt es sich um eine geringere Toleranz gegenüber inneren und äußeren Reizen, die sowohl Licht- als auch Schattenseiten für den Menschen mit dieser Fähigkeit mit sich bringt. Es ist eine Wahrnehmungsfähigkeit und stellt ein Persönlichkeitsmerkmal dar.

Zu den Lichtseiten gehören beispielsweise eine besondere empathische Fähigkeit. Zitat: „Oftmals ahne ich schon, wie es jemandem geht, bevor dieser auch nur ein Wort sagt…“.

Oder auch die Fähigkeit besonderer Wahrnehmung für Feinheiten verbunden mit Intuition. Zitat: „Ich habe gelernt, meinem Bauchgefühl Beachtung zu schenken und darauf zu hören…“. „Meine Familie sagt immer, ich kann die Flöhe husten hören.“

Die Schattenseiten zeigen sich u.a. darin, schnell von äußeren und inneren Reizen überfordert zu sein. Zitat: “Nach einem anstrengenden Arbeitstag noch gemeinsam mit Kollegen etwas trinken zu gehen überfordert mich oft. Ich brauche dann erstmal etwas Zeit für mich, um wieder aufzuladen.“

Oder „Bereits im Kindergarten war mir alles zu laut und zu unruhig, das setzte sich dann in der Schulzeit fort.“

Dadurch, daß sehr viele Feinheiten/Reize unbewußt und intensiver wahrgenommen werden, kommt es für neurosensitiven Menschen schneller zu einer Überforderung, einem „Overload“ der Wahrnehmung.

Neurosensitiv zu sein, ohne es zu wissen und anzuerkennen kann schmerzliche Erfahrungen mit sich bringen. Wer in seinem Leben zu oft gesagt bekommt: Stell Dich nicht so an!“ oder gar „Das ist doch nicht normal…“ glaubt irgendwann, daß er/sie nicht richtig ist. Das ist dann ein sehr gefährlicher Moment und ich wünsche, daß immer mehr neurosensitive Menschen endlich ihren Frieden durch Anerkennung von außen und Anerkennung ihrer selbst mit ihrem Persönlichkeitsmerkmal machen können.

Dies ist zunächst nur eine einführende Darstellung typischer Erlebnisse und Erfahrungen, welche ich im weiteren Verlauf dieser Reihe noch vertiefen werde.

Wie finde ich heraus, ob ich über Neurosensitivität verfüge?

Wer aufgrund der bisher geschilderten Hintergründe vermutet, selbst Neurosensitiv zu sein, hat nun die Möglichkeit eines Selbsttests.

Der Selbsttest von Dr. Elaine N. Aron bietet eine sehr gute Möglichkeit für die erste Selbstein-schätzung. Er sagt nichts über den Sensitivitätstyp aus. Mehr Informationen zu den Sensitivitätstypen nach Dr. Patrice Wyrsch folgen in einem weiteren Artikel.

Hier zum Test von Dr. Aron:
https://hsperson.com/test/highly-sensitive-test/

Eine nochmals verfeinerte Testversion zur Ausprägung der Hochsensibilität ist hier einzusehen:
http://hsperson.com/pdf/HSPSCALE_2007_research.pdf

Hinweis: aus urheberrechtlichen Gründen kann ich nur den Link anbieten, nicht den Originalfragebogen.

Mir ist es in diesem Zusammenhang wichtig zu betonen, daß es nicht den einen neurosensitiven Typen gibt, sondern sehr viele Schattierungen und Ausprägungen!

Wie geht es weiter?

  • Besondere Fähigkeiten und Potentiale neurosensitiver Menschen
  • Sensitivitätstypen nach Dr. Patrice Wyrsch

Photo by Fabian Keller on Unsplash

Autor: Ute von Strünk / © von strünk consulting GmbH

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